Medizinisches Cannabis wird erfolgreich bei der Behandlung von Epilepsie eingesetzt. In Deutschland gibt es jährlich knapp 40.000 Neuerkrankungen, insgesamt leiden deutschlandweit circa eine halbe Million Menschen an Epilepsie-Symptomen.
Die Wirkung von Cannabis bei Epilepsie wurde mittlerweile in einer Vielzahl klinischer Studien untersucht und eine Verbesserung der Kontrolle bei epileptischen Anfällen festgestellt. Allerdings hat gewöhnliches Cannabis unterschiedliche Auswirkungen auf die Nervenzellen und kann Epilepsie-Anfälle sowohl verhindern als auch fördern. Daher muss die Therapie mit dem Medizinalhanf in der vom Arzt verordneten Dosis und mit den passenden Wirkstoffen erfolgen. Erfahren Sie im Folgenden alles Wichtige zu Cannabis und CBD bei der Behandlung von Epilepsie-Symptomen.
Die auch als „Fallsucht“ bezeichnete Epilepsie ist eine der häufigsten vorübergehenden Funktionsstörungen des Gehirns. Dabei sind einzelne Hirnbereiche oder das gesamte Gehirn übermäßig aktiv. Das Gehirn gibt zu viele Signale ab, die in der Folge einen unkontrollierbaren, epileptischen Anfall auslösen können. Je nach Schweregrad des Anfalls zucken dann nur einzelne Muskeln, allerdings kann ebenso der gesamte Körper bis zur Bewusstlosigkeit verkrampfen. Eine Epilepsie kann in jedem Alter auftreten, der erste Anfall kann bereits als Kind erfolgen oder erst in höherem Alter. Eine eindeutige Ursache für die Erkrankung lässt sich oftmals nicht feststellen. Auslöser kann eine erbliche Veranlagung oder auch eine Verletzung sein. Menschen mit Epilepsie leiden unter wiederkehrenden epileptischen Anfällen. Diese können konvulsiver (krampfender) und nicht-konvulsiver (nicht-krampfender) Art sein. In circa 60 Prozent der Fälle handelt es sich um konvulsive Anfälle mit schnellen und unbeabsichtigten Muskelkontraktionen.
Die Behandlung hängt vom von dem Krankheitsverlauf und der Form der Epilepsie ab. Meist verschreiben Ärzte sogenannte Antiepileptika, das sind Medikamente aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen. Cannabis ist eine relativ neue Behandlungsmethode.
Die klassischen Medikamente in Tablettenform, als Kapsel oder als Saft sollen die übermäßige Hirnaktivität hemmen. Sie heilen zwar nicht die Ursache, können aber das Risiko für epileptische Anfälle senken. Zeigen diese keine Wirkung, kann die Dosis erhöht werden. Ärzte können auch verschiedene Wirkstoffe miteinander kombinieren. Die Betroffenen nehmen die Antiepileptika meist über mehrere Jahre hinweg ein und vertragen diese in der Regel in niedrigen Dosen gut, allerdings sind unangenehme Nebenwirkungen möglich. Daher muss der Arzt bei jedem Patienten sorgfältig abwägen, welches Medikament in welcher Dosierung geeignet ist.
Als Alternative beziehungsweise Ergänzung kommt medizinisches Cannabis (auch als Medizinalhanf bezeichnet) seit einigen Jahren vermehrt zum Einsatz. Das im Hanf enthaltene CBD kann die Anzahl der Anfälle deutlich reduzieren. Für die Behandlung ist also eine speziell gezüchtete Cannabis-Sorte mit hohem CBD- und möglichst niedrigem THC-Anteil am besten geeignet.
Medizinalhanf ist medizinisches Cannabis, das deutschlandweit auf Rezept in Apotheken erhältlich ist. Im Vergleich zu „gewöhnlichem“ Cannabis von der Straße erfolgt der staatlich kontrollierte Anbau in pharmazeutischer Qualität und der Wirkstoffgehalt wird im Labor untersucht.
Hinweis: Außerhalb von Apotheken erhältliche Kekse, Tees und Öle mit CBD haben nur einen sehr geringen Wirkstoffgehalt und gelten eher als Nahrungsergänzungsmittel denn als Medizin. Das medizinische Cannabis ist ausschließlich mit ärztlicher Verordnung, d. h. auf Rezept in der Apotheke erhältlich.
Cannabinoide bzw. Phytocannabinoide sind Moleküle der Cannabispflanze, die mit den körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren interagieren. Die bekanntesten und am besten untersuchten Cannabinoide sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol).
Für die Behandlung der Epilepsie ist CBD interessanter als das berauschende THC. Es besitzt ein breites therapeutisches Potenzial, weil es antipsychotische, antiinflammatorische, anxiolytische und antikonvulsive Effekte hat. Während die medizinische Evidenz für die Verwendung von Cannabis gegen chronische Schmerzen und insbesondere CBD bei Epilepsie stark ist, sind für viele andere Bereiche wie die Cannabis-Behandlung bei ADHS noch weitere Studien nötig.
CBD interagiert mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System (ECS), das zentrale Aufgaben des Gehirns und Körpers reguliert. Das System zielt auf einen Zustand der Homöostase ab, alles muss im Gleichgewicht sein. Um die Balance zu bewahren, synthetisiert der Körper in der Regel selbst ausreichend Endocannabinoide. Allerdings wirken auch pflanzliche Cannabinoide auf dieses. Daher kann CBD einem Mangelzustand beheben und bei der Herstellung des Gleichgewichts helfen.
Für Epilepsie-Patienten ist die Interaktion mit dem sogenannten CB1-Rezeptor interessant, der neuronale Prozesse im Gehirn anstößt. Die Einnahme von CBD steigert den Clobazam-Spiegel im Blut, dabei handelt es sich um eine Gruppe von Antikonvulsiva, die bei Epilepsie-Patienten das Risiko eines Anfalls senken kann. Zusätzlich zur Reduzierung von Krämpfen kann CBD
Von refraktärer Epilepsie ist die Rede, wenn die herkömmlichen Antikonvulsiva die epileptischen Anfälle nicht kontrollieren können und die Nebenwirkungen die Lebensqualität der Patienten stark einschränkt. Der im Cannabis enthaltene Wirkstoff CBD ist für diese Fälle eine geeignete Alternative. Im Gegensatz zu herkömmlichen Antiepileptika ist die CBD-Behandlung sicherer, weil von einer Überdosierung keine toxische Gefahr ausgeht. Daher weist Medizinalhanf bzw. CBD als Medikament bei Epilepsie ein hohes Potenzial auf. Die neuronale Schutzwirkung reduziert die übermäßige Neuronen-Erregung und schützt so vor Schäden am Nervensystem.
Allerdings ist anzumerken, dass einzelne Fachleute darauf hinweisen, dass CBD neben anti-konvulsiven Effekten auch pro-konvulsive Eigenschaften besitzt und daher in beide Richtungen wirken kann.
Forscher gehen seit einigen Jahren der Frage nach, ob sich Cannabis als Antiepileptika eignet. Sie haben sowohl positive als auch negative Effekte festgestellt.
Die Schulmedizin kann circa 70 Prozent der Betroffenen helfen, die Häufigkeit der epileptischen Anfälle zu reduzieren. Die restlichen 30 Prozent gelten als therapieresistent und suchen nach Alternativen. CBD ist in den letzten Jahren aufgrund der krampflösenden Wirkung mehr in den Fokus der Forschung gerückt und bietet sich als Alternative mit vergleichsweise geringen Nebenwirkungen an.
Hinweis: Von der Selbstmedikation mit Cannabis wird (nicht nur) bei Epilepsie dringend abgeraten. Cannabis und dessen Wirkstoffe CBD und THC dürfen nur mit ärztlicher Erlaubnis und Betreuung verwendet werden!
Die Medikation mit Medizinalhanf bzw. CBD kann die Häufigkeit und Schwere von epileptischen Anfällen positiv beeinflussen. Es gibt mittlerweile Zulassungen für drei seltene Epilepsie-Formen: das Lennox-Gastaut-Syndrom, das Dravet-Syndrom und für strukturelle Epilepsien bei tuberöser Sklerose. Für die Behandlung von zwei seltenen Formen der kindlichen Epilepsie ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern das CBD-Extrakt Epidiolex arzneimittelrechtlich zugelassen. Die schwere Erkrankung sollten Betroffene nicht eigenmächtig mit Cannabis und nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt therapieren. Cannabinoide sollten darüber hinaus nur zum Einsatz kommen, wenn andere Behandlungsverfahren keine Wirkung zeigen.
Das aus der Cannabispflanze gewonnene CBD ist als Medizin gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen sind allerdings unter anderem
In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Medizinalhanf in Deutschland stark gestiegen. Die folgende Tabelle zeigt die Lieferung von Cannabis an deutsche Apotheken seit 2016.
Jahr | Gelieferte Menge Medizinalhanf an deutsche Apotheken |
2016 | 163 Kilogramm |
2017 | 994 Kilogramm |
2018 | 2.699 Kilogramm |
2019 | 4.321 Kilogramm |
2020 | 6.292 Kilogramm |
2021 | 9.007 Kilogramm |
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