Cannabis Als Medizin

Die Abbildung zeigt Medizinalhanf.

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Cannabis bei Epilepsie – so kann Medizinalhanf mit CBD helfen

Medizinisches Cannabis wird erfolgreich bei der Behandlung von Epilepsie eingesetzt. In Deutschland gibt es jährlich knapp 40.000 Neuerkrankungen, insgesamt leiden deutschlandweit circa eine halbe Million Menschen an Epilepsie-Symptomen.
Die Wirkung von Cannabis bei Epilepsie wurde mittlerweile in einer Vielzahl klinischer Studien untersucht und eine Verbesserung der Kontrolle bei epileptischen Anfällen festgestellt. Allerdings hat gewöhnliches Cannabis unterschiedliche Auswirkungen auf die Nervenzellen und kann Epilepsie-Anfälle sowohl verhindern als auch fördern. Daher muss die Therapie mit dem Medizinalhanf in der vom Arzt verordneten Dosis und mit den passenden Wirkstoffen erfolgen. Erfahren Sie im Folgenden alles Wichtige zu Cannabis und CBD bei der Behandlung von Epilepsie-Symptomen.

Das Wichtigste zu Cannabis und Epilepsie im Überblick

  • Betroffene können epileptische Anfälle mit Cannabis behandeln und reduzieren.
  • Ärzte können Medizinalhanf seit 2017 verschreiben. Für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist vor der Erstbehandlung eine Genehmigung notwendig.
  • Klinische Studien belegen, dass CBD bei bestimmten Formen der Epilepsie helfen und die Anzahl der Anfälle reduzieren kann.
  • THC scheint für die Therapie bei Epilepsie nicht geeignet zu sein.

Was ist Epilepsie? Das „Gewitter im Gehirn“

Die auch als „Fallsucht“ bezeichnete Epilepsie ist eine der häufigsten vorübergehenden Funktionsstörungen des Gehirns. Dabei sind einzelne Hirnbereiche oder das gesamte Gehirn übermäßig aktiv. Das Gehirn gibt zu viele Signale ab, die in der Folge einen unkontrollierbaren, epileptischen Anfall auslösen können. Je nach Schweregrad des Anfalls zucken dann nur einzelne Muskeln, allerdings kann ebenso der gesamte Körper bis zur Bewusstlosigkeit verkrampfen. Eine Epilepsie kann in jedem Alter auftreten, der erste Anfall kann bereits als Kind erfolgen oder erst in höherem Alter. Eine eindeutige Ursache für die Erkrankung lässt sich oftmals nicht feststellen. Auslöser kann eine erbliche Veranlagung oder auch eine Verletzung sein. Menschen mit Epilepsie leiden unter wiederkehrenden epileptischen Anfällen. Diese können konvulsiver (krampfender) und nicht-konvulsiver (nicht-krampfender) Art sein. In circa 60 Prozent der Fälle handelt es sich um konvulsive Anfälle mit schnellen und unbeabsichtigten Muskelkontraktionen.

Wie wird die Epilepsie behandelt?

Die Behandlung hängt vom von dem Krankheitsverlauf und der Form der Epilepsie ab. Meist verschreiben Ärzte sogenannte Antiepileptika, das sind Medikamente aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen. Cannabis ist eine relativ neue Behandlungsmethode.

Die klassischen Medikamente in Tablettenform, als Kapsel oder als Saft sollen die übermäßige Hirnaktivität hemmen. Sie heilen zwar nicht die Ursache, können aber das Risiko für epileptische Anfälle senken. Zeigen diese keine Wirkung, kann die Dosis erhöht werden. Ärzte können auch verschiedene Wirkstoffe miteinander kombinieren. Die Betroffenen nehmen die Antiepileptika meist über mehrere Jahre hinweg ein und vertragen diese in der Regel in niedrigen Dosen gut, allerdings sind unangenehme Nebenwirkungen möglich. Daher muss der Arzt bei jedem Patienten sorgfältig abwägen, welches Medikament in welcher Dosierung geeignet ist.

Als Alternative beziehungsweise Ergänzung kommt medizinisches Cannabis (auch als Medizinalhanf bezeichnet) seit einigen Jahren vermehrt zum Einsatz. Das im Hanf enthaltene CBD kann die Anzahl der Anfälle deutlich reduzieren. Für die Behandlung ist also eine speziell gezüchtete Cannabis-Sorte mit hohem CBD- und möglichst niedrigem THC-Anteil am besten geeignet.

Was ist Medizinalhanf?

Medizinalhanf ist medizinisches Cannabis, das deutschlandweit auf Rezept in Apotheken erhältlich ist. Im Vergleich zu „gewöhnlichem“ Cannabis von der Straße erfolgt der staatlich kontrollierte Anbau in pharmazeutischer Qualität und der Wirkstoffgehalt wird im Labor untersucht.
Hinweis: Außerhalb von Apotheken erhältliche Kekse, Tees und Öle mit CBD haben nur einen sehr geringen Wirkstoffgehalt und gelten eher als Nahrungsergänzungsmittel denn als Medizin. Das medizinische Cannabis ist ausschließlich mit ärztlicher Verordnung, d. h. auf Rezept in der Apotheke erhältlich.

Was sind Cannabinoide?

Cannabinoide bzw. Phytocannabinoide sind Moleküle der Cannabispflanze, die mit den körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren interagieren. Die bekanntesten und am besten untersuchten Cannabinoide sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol).

  • THC hat psychoaktive Eigenschaften, es wirkt auf das Verhalten, die Kognition und die Psyche und ist unter anderem für die Behandlung von Multipler Sklerose, chronischen Schmerzen und postoperativer Übelkeit geeignet.
  • CBD ist weniger psychotrop als THC und zeigt bei bestimmten Epilepsie-Syndromen eine antikonvulsive (krampflösende) Wirkung. Wahrscheinlich wirkt CBD nicht direkt über die CBD-Rezeptoren, sondern über andere Wirkmechanismen, die noch genauer untersucht werden müssen.
  • CBDV ist eine Variante von CBD, dessen antiepileptische Wirksamkeit bisher nur in Tierversuchen nachgewiesen wurde.

Für die Behandlung der Epilepsie ist CBD interessanter als das berauschende THC. Es besitzt ein breites therapeutisches Potenzial, weil es antipsychotische, antiinflammatorische, anxiolytische und antikonvulsive Effekte hat. Während die medizinische Evidenz für die Verwendung von Cannabis gegen chronische Schmerzen und insbesondere CBD bei Epilepsie stark ist, sind für viele andere Bereiche wie die Cannabis-Behandlung bei ADHS noch weitere Studien nötig.

Wie wirkt der Cannabis-Wirkstoff CBD bei Epilepsie?

CBD interagiert mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System (ECS), das zentrale Aufgaben des Gehirns und Körpers reguliert. Das System zielt auf einen Zustand der Homöostase ab, alles muss im Gleichgewicht sein. Um die Balance zu bewahren, synthetisiert der Körper in der Regel selbst ausreichend Endocannabinoide. Allerdings wirken auch pflanzliche Cannabinoide auf dieses. Daher kann CBD einem Mangelzustand beheben und bei der Herstellung des Gleichgewichts helfen.

Die Vorteile für Epilepsie-Patienten im Überblick

Für Epilepsie-Patienten ist die Interaktion mit dem sogenannten CB1-Rezeptor interessant, der neuronale Prozesse im Gehirn anstößt. Die Einnahme von CBD steigert den Clobazam-Spiegel im Blut, dabei handelt es sich um eine Gruppe von Antikonvulsiva, die bei Epilepsie-Patienten das Risiko eines Anfalls senken kann. Zusätzlich zur Reduzierung von Krämpfen kann CBD

  • Entzündungen reduzieren,
  • Angst verringern,
  • neuroprotektiv wirken,
  • Übelkeit und Erbrechen reduzieren,
  • psychotische Störungen bekämpfen und
  • bei refraktärer Epilepsie

Von refraktärer Epilepsie ist die Rede, wenn die herkömmlichen Antikonvulsiva die epileptischen Anfälle nicht kontrollieren können und die Nebenwirkungen die Lebensqualität der Patienten stark einschränkt. Der im Cannabis enthaltene Wirkstoff CBD ist für diese Fälle eine geeignete Alternative. Im Gegensatz zu herkömmlichen Antiepileptika ist die CBD-Behandlung sicherer, weil von einer Überdosierung keine toxische Gefahr ausgeht. Daher weist Medizinalhanf bzw. CBD als Medikament bei Epilepsie ein hohes Potenzial auf. Die neuronale Schutzwirkung reduziert die übermäßige Neuronen-Erregung und schützt so vor Schäden am Nervensystem.
Allerdings ist anzumerken, dass einzelne Fachleute darauf hinweisen, dass CBD neben anti-konvulsiven Effekten auch pro-konvulsive Eigenschaften besitzt und daher in beide Richtungen wirken kann.

Klinische Studien und Fallstudien zu Cannabis und Epilepsie

Forscher gehen seit einigen Jahren der Frage nach, ob sich Cannabis als Antiepileptika eignet. Sie haben sowohl positive als auch negative Effekte festgestellt.

  • Im Jahr 2016 wurde in der Ärztezeitung von einem Mädchen mit Dravet-Syndrom berichtet, das mit drei Jahren bis 300 Grand-mal-Anfälle pro Woche erlitt und an der Schwelle zum Tod stand. Die Eltern probierten daraufhin Cannabisöl mit viel CBD und wenig THC In der Folge blieb das Kind erstmals eine Woche lang frei von epileptischen Anfällen und kann inzwischen ein fast normales Leben führen.
  • Eine der ersten kontrollierten Studien zum Einsatz von Cannabinoiden bei Epilepsien stammt aus dem Jahr 2017 und zeigt, dass Cannabidiol bei Kindern mit Dravet-Syndrom die Zahl der Anfälle senken kann. 43 Prozent der Patienten erzielten eine Minderung des Anfallsfrequenz um mindestens 50 Prozent. Damit bestätigt die Studie mögliche Behandlungserfolge und zeigt zugleich, dass die Behandlung mit Cannabis nicht bei allen Epilepsie-Patienten wirkt.
  • Eine Studie von 2018 konnte zeigen, dass flüssiges CBD epileptische Anfälle bei Kindern mit Lennox-Gastaut-Syndrom halbieren kann. Die Kinder bekamen für die Studie zusätzlich zu ihren durchschnittlich drei Epilepsie-Medikamten ein CBD-haltiges Öl. In der Folge zeigte sich bei 40 Prozent der Teilnehmer eine Reduktion epileptischer Sturzanfälle um mindestens 50 Prozent. Mit einer höheren Dosis wurde eine bessere Wirkung erzielt, das Anfallsrisiko sank mit der Dauer der Einnahme. Die Autoren der Studie schließen daraus, dass CBD Epilepsie-Patienten mit sonst nur schwer kontrollierbaren Anfällen helfen kann und zukünftig eine wichtige Therapieoption darstellt.
    Die Einnahme von THC kann pro- oder antikonvulsiv wirken, nach Ansicht von Fachleuten hängt die Wirkungsweise vom augenblicklichen Status des Gehirns ab. Cannabinoide können epileptische Anfälle schneller enden lassen, da sie bei einem Anfall die überaktiven Synapsen abschalten. Medizinalhanf ist also eine alternativer Therapieansatz, der helfen kann, aber nicht muss.

Für wen eignet sich CBD zur Behandlung der Epilepsie?

Die Schulmedizin kann circa 70 Prozent der Betroffenen helfen, die Häufigkeit der epileptischen Anfälle zu reduzieren. Die restlichen 30 Prozent gelten als therapieresistent und suchen nach Alternativen. CBD ist in den letzten Jahren aufgrund der krampflösenden Wirkung mehr in den Fokus der Forschung gerückt und bietet sich als Alternative mit vergleichsweise geringen Nebenwirkungen an.

Hinweis: Von der Selbstmedikation mit Cannabis wird (nicht nur) bei Epilepsie dringend abgeraten. Cannabis und dessen Wirkstoffe CBD und THC dürfen nur mit ärztlicher Erlaubnis und Betreuung verwendet werden!

CBD-Extrakt zur Behandlung von Epilepsie zugelassen

Die Medikation mit Medizinalhanf bzw. CBD kann die Häufigkeit und Schwere von epileptischen Anfällen positiv beeinflussen. Es gibt mittlerweile Zulassungen für drei seltene Epilepsie-Formen: das Lennox-Gastaut-Syndrom, das Dravet-Syndrom und für strukturelle Epilepsien bei tuberöser Sklerose. Für die Behandlung von zwei seltenen Formen der kindlichen Epilepsie ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern das CBD-Extrakt Epidiolex arzneimittelrechtlich zugelassen. Die schwere Erkrankung sollten Betroffene nicht eigenmächtig mit Cannabis und nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt therapieren. Cannabinoide sollten darüber hinaus nur zum Einsatz kommen, wenn andere Behandlungsverfahren keine Wirkung zeigen.

Welche Nebenwirkungen hat CBD?

Das aus der Cannabispflanze gewonnene CBD ist als Medizin gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen sind allerdings unter anderem

  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Durchfall,
  • Müdigkeit,
  • Appetitlosigkeit und
  • erhöhte Leberwerte.

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Cannabis und Epilepsie

In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Medizinalhanf in Deutschland stark gestiegen. Die folgende Tabelle zeigt die Lieferung von Cannabis an deutsche Apotheken seit 2016.

JahrGelieferte Menge Medizinalhanf an
deutsche Apotheken
2016163 Kilogramm
2017994 Kilogramm
20182.699 Kilogramm
20194.321 Kilogramm
20206.292 Kilogramm
20219.007 Kilogramm
Nach Eingang des Antrags muss die Krankenkasse innerhalb von drei Wochen über die Genehmigung der Cannabis-Behandlung bei Epilepsie oder einer anderen schweren Erkrankung entscheiden. Wenn die Krankenkasse einen Gutachter einsetzen möchte, verlängert sich die Frist auf bis zu fünf Wochen. Ausnahme: Für Patienten mit ambulanter Palliativversorgung verkürzt sich die Genehmigungsfrist auf drei Tage.
Alle Vertragsärzte dürfen eine Verordnung für Medizinalhanf ausstellen, es gibt keine Einschränkungen.
Das sogenannte Cannabis-Gesetz ermöglicht die Verordnung von Arzneimitteln mit den Wirkstoffen Nabilon oder Dronabinol unter anderem bei Epilepsie. Die medizinischen Cannabisprodukte können als Extrakt oder in natürlicher Form (Blüten oder zermahlene Blüten) verschrieben werden. Abhängig von der Cannabis-Sorte variiert bei den natürlichen Cannabisprodukten der Wirkstoffgehalt von CBD und THC.
Bei der Verordnung von Medizinalhanf unterscheiden sich die Sorten durch den Gehalt an THC und CBD. Je nach Indikation kann der THC-Gehalt sehr hoch – ungefähr so hoch wie der CBD-Gehalt – oder auch viel geringer sein. Der behandelnde Arzt wählt die Sorte passend aus. Bei medizinischer Notwendigkeit besteht die Möglichkeit, dass Ärzte verschiedene Cannabis-Sorten parallel verschreiben.
Die Bundesapothekenkammer empfiehlt für die Dosierung von Cannabis-Blüten anfangs 0,05 bis 0,1 Gramm pro Tag und im weiteren Behandlungsverlauf bis zu 3 Gramm täglich. Die Häufigkeit pro Tag sollte sich nach der Einnahmeart und damit der Wirkdauer sowie nach der Indikation richten. Sie muss individuell in Absprache mit dem Arzt ermittelt werden. Es gilt zu beachten, dass Cannabis-Blüten im unverarbeiteten Zustand schwierig zu dosieren sind. Daher sollten Apotheker die Blüten vorab zerkleinern und sieben. Wichtig: Für eine individuelle Dosierungsempfehlung ist einzig der behandelnde Arzt der richtige Ansprechpartner.

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