Cannabis Als Medizin

Endocannabinoid-Systemm (ECS)

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Das Bild zeigt Medizinkapseln auf dem Tisch verteilt und dient als Titelbild für das Thema "Endocannabinoid-System: die Wirkmechanismen von medizinischem Cannabis und Cannabinoiden nach Raphael Mechoulam".

Der israelische Chemiker und Forscher Raphael Mechoulam gilt als Pionier in der Erforschung des medizinischen Cannabis und als Entdecker des Endocannabinoid-Systems (ECS).
Die psychoaktiven sowie schmerz- und entzündungshemmenden Eigenschaften von Cannabis sind seit mehr als 2.000 Jahren bekannt. Warum und wie genau es wirkt, weiß man jedoch erst seit etwa 30 Jahren. Raphael Mechoulam war es, der aufbauend auf der erstmals im Jahr 1940 erfolgten Extraktion des Wirkstoffs CBD im Jahr 1964 den psychoaktiven Wirkstoff Δ9-tetrahydrocannabinol (THC) isolierte. Nach Jahrzehnten der Forschung entdeckte er schließlich 1992 zusammen mit seinem Team das Endocannabinoid-System (Abkürzung für das endogene Cannabinoid-System, ECS). Damit ebnete er den Weg für weitere Forschungsarbeiten mit Medizinalhanf sowie zur ärztlichen Verordnungsfähigkeit bei schweren Erkrankungen.

Die Abbildung zeigt eine Cannabispflanze von oben und dient als Beitragsbild für das Thema "Endocannabinoide und medizinisches Cannabis – wie Raphael Mechoulam das Endocannabinoid-System (ECS) entdeckte“.

Es hat wohl kaum jemand die Hanfpflanze so intensiv untersucht wie Raphael Mechoulam. Nach der Entdeckung des THC fand er in den folgenden Jahren viele weitere Cannabinoide. Insgesamt isolierten Wissenschaftler mehr als 100 Cannabinoide aus der Cannabispflanze. Es blieb jedoch die Frage, wie diese im Körper wirken.
Die Entdeckung des körpereigenen Endocannabinoid-Systems begann mit einer US-Forscherin. Sie fand einen Rezeptor, an den die Cannabinoide andocken. In der Folge wurde angenommen, dass das Gehirn selbst Cannabinoide produzieren muss, die sich mit den Rezeptoren verbinden.
Mechoulam und sein Team entdeckten dann 1992 einen körpereigenen Stoff, der an diesen Rezeptor andockt. Sie gingen davon aus, dass dieses vom Körper selbst gebildete Endocannabinoid ähnlich wie THC die psychophysische Bewegtheit oder allgemeiner ausgedrückt Gefühle beeinflusst und nannten es daher Anandamid, das übersetzt „Glückseligkeit“ bedeutet. 1995 identifizierte Raphael Mechoulam mit 2-Arachidonylglycerol (2-AG) ein weiteres Endocannabinoid . Diese Endocannabinoide bilden zusammen mit den spezifischen Rezeptoren CB1 und CB2 das Endocannabinoid-System.

Was ist das Endocannabinoid-System und welche Aufgabe hat es?

Das Endocannabinoid-System ist als wichtiger Teil des Nervensystems für fast jeden Aspekt entscheidend, der das Funktionieren des menschlichen Körpers beeinflusst. Es bildet sich aus einem riesigen Netzwerk von Rezeptoren und chemischen Signalen, die über das Gehirn und den Körper verteilt sind.
Aufgabe des ECS ist es, das Gleichgewicht des Körpers zu modulieren. Aktuell gehen Wissenschaftler davon aus, dass die körpereigenen Endocannabinoide

  • das Gleichgewicht und Wohlbefinden aufrechterhalten,
  • die Hirnfunktionen wie Gedächtnis, Balance, Bewegung steuern,
  • Funktionen wie Schlaf, Schmerzkontrolle und die Verarbeitung von Emotionen regulieren und
  • die Nervenzellen schützen.

Die Erforschung der Cannabis-Wirkstoffe führte zur Entdeckung des endogenen Cannabinoid-Systems. Die Cannabinoide dienten als Namensgeber.

Über die Funktionen der Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2

Der erste gefundene Rezeptor des Endocannabinoid-Systems mit der Bezeichnung CB1 befindet sich hauptsächlich in Zellen des zentralen Nervensystems und im Gehirn, aber auch im Darm. Die Rezeptoren kontrollieren die Menge und Aktivität anderer Neurotransmitter. Für die Weitergabe von Botschaften docken die vom Körper produzierten Endocannabinoide hier gezielt an und erhöhen oder verringern die Aktivität eines Systems. Endocannabinoide haben mit den Molekülen der Cannabispflanze strukturelle Ähnlichkeit, d. h. im menschlichen Gehirn sind naturgemäß cannabisähnliche Moleküle am Werk. Aus diesem Grund kann das THC ebenfalls andocken und entsprechend wirken. So können an den Rezeptoren gebundene Cannabinoide unter anderem die Schmerzweiterleitung unterbrechen und das Schmerzempfinden reduzieren.
Der Hippocampus und das Kleinhirn haben viele CB1-Rezeptoren. Deshalb gehen Forscher davon aus, dass der Rezeptor für das Gedächtnis und die Bewegungsregulation wichtig ist und Endocannabinoide somit Lern- und Bewegungsprozesse beeinflussen. Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass der CB1-Rezeptor für das Löschen von negativen Erinnerungen erforderlich ist und daher bei der Behandlung von Angststörungen eine zentrale Rolle spielen könnte. Um den potenziellen Nutzen von medizinischem Cannabis zu bestimmen, sind jedoch weitere klinische Studien notwendig.
Ein zweiter Rezeptor des Endocannabinoid-Systems mit der Bezeichnung CB2 befindet sich an den Organen, die das Immunsystem beeinflussen. Dieser ist für die Kontrolle der Immunfunktion entscheidend und reguliert unter anderem Schmerzen bei entzündlichen Darmerkrankungen. Da CB2-Rezeptoren keinen cannabistypischen Rausch verursachen, sind diese für die Entwicklung neuer Arzneimittel und Therapien besonders interessant.

Das Endocannabinoid-System: notwendig & mysteriös

Inzwischen ist allgemein anerkannt, dass das körpereigene Endocannabinoid-System bei zahlreichen Krankheiten eine Rolle spielt. Es steht daher im Fokus internationaler Forschung und der Entwicklung neuer Arzneimittel. Für die Behandlung chronischer Schmerzen mit medizinischem Cannabis besteht wissenschaftliche Evidenz. Auch bei Multipler Sklerose und Epilepsie können die Inhaltsstoffe des Medizinalhanfs helfen. Bei anderen Erkrankungen wie ADHS ist der Wirknachweis bisher gering, hier mangelt es noch an ausreichender Forschungsarbeit.
Das ECS wurde in gewisser Weise gerade erst entdeckt. Wir dürfen auf kommende Forschungen gespannt sein, die weitere Geheimnisse des endogenen Canabinoid-Systems enträtseln werden. Dies haben wir vor allem dem jahrzehntelangen Einsatz des israelischen „Cannabis-Papsts“ Raphael Mechoulam zu verdanken.

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